Mein Esszimmertisch –DIY
Wenn ich DIY höre oder lese, erstarre ich innerlich immer etwas! Jedes Mal aufs Neue bin ich total fasziniert und gleichzeitig genervt von diesem Begriff und auch von den vielen superbegabten DIY-lern.
„Do it yourself!“ Das klingt in meinen Ohren wie eine etwas zickige Stimme aus dem Off, die in erzieherischem Ton, deutlich mehr Selbständigkeit und Engagement in handwerklichen Arbeiten und hobbymäßigen Basteleien einfordert. Dabei ist das natürlich gar nicht so gemeint, das ist mir klar. In etlichen Youtube Tutorials, Blogs und Instagramposts kann man die tollsten Ideen und DIY-Projekte bestaunen und sich inspirieren lassen. Trotzdem - fühle nur ich mich etwas ausgebremst von so viel Sachkenntnis, gepaart mit Kreativität und Geschick? Ich gebe zu, der Perfektionismus, der mit den geteilten Projekten einhergeht, kann mich schon etwas unter Druck setzen. Was selbst hergestellt und anschließend gepostet werden soll, darf eben keine Nachlässigkeiten aufweisen.
„Was für ein Quatsch“ meldet sich sofort eine innere Stimme in mir. Wenn Du eine gute Idee hast, dann fang doch einfach an! Wenn es nichts wird, gibt es immer noch Fachleute, die es auf jeden Fall richtig können. So gedacht und selbst motiviert, machte ich mich also an mein DIY – Projekt „Esszimmertisch“.
Das Problem: falscher Holzton
Eigentlich ist mit dem Tisch alles in Ordnung. Top in Schuss sozusagen, nur leider nicht schön! Wenn ich ehrlich bin, dann war er mir schon lange ein Dorn im Auge. Trotzdem habe ich ihn 12 Jahre einfach so hingenommen, ohne etwas zu ändern. Wenig Zeit, gepaart mit Faulheit und Aufschieberitis – kennen vielleicht Einige.
Unser Esstisch wurde auf unser Wunschmaß und in unserer Wunschholzfarbe von einem Schreiner im Münsterland gefertigt. Mir gefiel das Detail mit dem schwarzen Rand, welches gut zu unserem Biedermeierschrank passen würde. Der Holzfarbton, kirschbaumfarbig, sollte das Ensemble komplett machen. Im Nachhinein: Ein Riesenfehler! Natürlich war der Beizton nicht in der Farbe passend und überhaupt, viel zu viel Holz im Raum. Bei uns wohnte plötzlich ein 2,50 m langer, orangeroter Riese. Aber wie es so ist - man gewöhnt sich an vieles und es braucht manchmal etwas (in diesem Fall “nur“ 12 Jahre) um eine Änderung in Gang zu bringen. Jetzt aber war der Tag gekommen! Zeit für ein makeover unseres Esszimmertisches.
Wichtigste Entscheidung: Den richtigen Lack auswählen
Zuallererst musste ich mir eine Lackfarbe für die Tischverwandlung überlegen. Es handelt sich um ein sehr großes Möbelstück und im Raum gibt es bereits einige dominante Farben, vor allem an den Wänden. Eine dieser Farben wollte ich wiederaufnehmen, jedoch viele Nuancen heller. Schließlich entschied ich mich für einen wunderschönen hellblau-grauen Farbton von Anna von Mangoldt. Tante Sitta, so heißt die Farbe, ist eine von zwölf, im Jahr 2020 auf den Markt gekommenen, brandneuen Tönen. Was Tante Sitta so besonders macht ist ein subtiler Rotstich im Blauton, der etwas Wärme in diese Farbe bringt. Vergleicht man die verschiedenen Grau-Blautöne auf den handgestrichenen Farbkarten miteinander, so sieht man ganz deutlich den Unterschied zu den anderen etwas kühleren Tönen in Anna von Mangoldts Kollektion.
Nötiges Werkzeug: Pinsel oder Rolle, Farbwanne, Schleifpapier, Kreppband und Lack
Um eine glatte Fläche zu erzielen, empfehle ich eine qualitativ hochwertige Lackierrolle und einen Lackpinsel für die weniger flächigen Bereiche. Außerdem Schleifmaterial in mittlerer und feiner Körnung, sowie natürlich Holzlack, der nicht nur optisch, sondern auch qualitativ hervorragend ist! Zum Abkleben bestimmter Elemente würde ich beim Malerkrepp nicht sparen. Billige Produkte kleben meistens schlecht und lassen Farbe unter den Rand laufen. Sehr ärgerlich!
Nachdem alle Utensilien bereitstanden, galt es noch die Wahl zu treffen zwischen Satinlack, Mattlack oder Kreide Emulsion. Letztere ist eine Farbe, die sich sowohl auf Wänden, als auch auf Möbeln streichen lässt. Da unser Esstisch allerdings ein beanspruchtes Familienmöbelstück ist, habe ich mich für den widerstandfähigen Satinlack entschieden.
Vorbereitung: Fast keine!
Der schwierigste Part bestand darin die Tischplatte vom Gestell zu schrauben, um sie dann separat in den Garten zu schleppen. Es ist auf jeden Fall ratsam die nötigen Schleifarbeiten draußen zu erledigen. Mein Tisch musste lediglich angeschliffen werden, aber selbst das hinterlässt Unmengen an Staub, der sich sonst auf jeder noch so kleinen horizontalen Fläche ablagern würde. Also: Holz anschleifen, so das die Farbe an den zu lackierenden Flächen haften kann. Das habe ich mit einem Schleifklotz erledigt und anschließend den verbliebenen Staub mit einem Tuch entfernt. Der nächste Schritt bestand darin die erste Farblackschicht aufzutragen. Hier muss man ein wenig aufpassen! Sollte das Holz (i.d.R betrifft das Eiche, Fichte und Kiefer) Harze, oder andere Holzinhaltsstoffe aufweisen, so kann später eine böse Überraschung auftreten. Bei sehr hellen Farbtönen können diese Holzinhaltsstoffe durchschlagen und als unangenehme, gelbliche Flecken auftauchen. Es gibt für solche Fälle speziellen Sperrgrund, der vorher aufgetragen wird. In meinem Fall war das nicht nötig und ich konnte mir diesen Zwischenschritt ersparen. Nach Trocknung des ersten Strichs erfolgte ein weiterer Zwischenschliff. Dieser Vorgang verschließt noch einmal mehr die Holzporen und ist wichtig für eine schöne, glatte Oberfläche. Eine zweite, und letzte Schicht Lack wurde abschließend auf die Oberfläche aufgebracht. Einige Stunden später war der Lack gut durchgetrocknet und das Projekt für beendet erklärt.
Fazit: Warum habe ich das bloß nicht schon früher selber gemacht?
Mit dem Resultat meines kleinen DIY-Projektes bin ich, auch nach einem halben Jahr noch, sehr zufrieden! Anna von Mangoldts Lack hält perfekt was er verspricht und trotzt Mahlzeiten, Rotweinrändern und emotionalen „Mensch ärgere dich nicht“ - Spielen.
DIY-Mission completed!